Der Referent war Dr. Helmut Müller-Enbergs von der BStu. Er hatte einen leisen, speziellen Humor. Dieser war nicht nur zu erkennen wenn es um die ausgenutzten menschlichen Schwächen der potentiellen IMs ging, sondern auch, wenn es darum ging, zu vermeiden irgendwas Justiziables zu sagen über zwei Politiker, die sich vor Gericht erfolgreich gegen IM Themen gewehrt haben, auch wenn deren damaliges Verhalten in der öffentlichen Meinung zu Recht als "pfui" gilt, und die Akten eigentlich deutlich machen was sie getan haben.
Zum Vortrag selbst habe ich mir Folgendes gemerkt:
- Sowie Anwerbemethoden durch die Westgeheimdienste bekannt wurden, galten diese als verbrannt und wurden sie nie mehr verwendet, das System wurde dann komplett umgestellt; (ich meine, dieser Teil bezog sich aber auf Anwerbung von Leuten im Westen)
- Als "Anwerber" wurde immer jemand ausgewählt, der auf "derselben Wellenlänge war" bzw. eine entsprechende Legende wurde aufgebaut. Es ging nicht darum, Leute durch Drohung zu IMs zu machen, sondern sie sollten "sanft" überzeugt werden;
- Teilweise wurden auch "Zufälle" konstruiert, so um einen Mann mit einer Frau zusammenzubringen, die seinen ungewöhnlichen Vorlieben entsprach;
- Nur in wenigen Einzelfällen wurde Sex oder Erpressung angewendet, und Geld spielte eine untergeordnete Rolle - in einem Fall wurde eine Frau aber mit Dachpappe(!) gelockt, das führte zu Lachern bei den ausländischen Besuchern der Tagung;
- Wenn die Anwerbung nicht klappte, wurde normalerweise nicht erneut versucht;
- Als IMs wurden nicht die 150%en gesucht, also die verhassten "Blockwarte", "Denunzianten" und so, sondern Leute die das Vertrauen ihres Umfelds hatten;
- Viele IMs meinten ernsthaft, sie hätten "Gutes" getan, und das auch Jahre nach der Wende. Ein Wissenschaftler der alle seine Kollegen aufs Übelste ausspioniert hatte, meinte er habe sie "gerettet" damit sie nicht in Schwierigkeiten geraten.
"in einem Fall wurde eine Frau aber mit Dachpappe(!) gelockt, das führte zu Lachern bei den ausländischen Besuchern der Tagung"
AntwortenLöschen"Dachpappe" ist der bei weißen Polizisten und ähnlichen Menschen übliche Ausdruck für einen Mann mit schwarzer Haut.
1)
AntwortenLöschenIn diesem Fall gings aber wirklich um Dachpappe. Im Östen war eben mal dies, mal das schwer zu bekommen.
2)
Dachpappe als Beleidigung kannte ich noch nicht.
3)
Zum Thema beleidigende Ausdrücke über Ausländer hatte ich mal ein skurriles Erlebnis nach der Wende. Ich war im Osten für ein paar Tage nebenberuflich tätig für einen Unternehmer, der dort eine marode Firma gekauft und saniert hatte (die Firma gibt es noch heute mit den gleichen Leuten) und sollte Änderungen an einer Software machen. Der Chef führte mich über das Gelände, und als wir an irgendwelchen Baracken vorbei gingen, sagte er "Man hat mir gesagt, hier haben damals Leute aus den Fidschi Inseln gewohnt!". Zum Glück wusste ich aus einer TV-Reportage dass dies ein DDR-Schimpfwort für Vietnamesen war (die wurden in der DDR ausgebeutet und nach der Wende als erste rausgeworfen) und habe ihn das erklärt. (Ich kannte den Mann seit Jahren und wusste dass er keinesfalls ausländerfeindlich war)
4)
Zum Thema Polizisten ist mir aber öfter Folgendes aufgefallen: in TV Sendungen mit "Alltagsreportagen" (in denen z.B. Leute vom Ordnungsamt, Polizei oder Zoll bei der Arbeit gefilmt werden) kommt es oft vor, dass Ausländer geduzt werden und/oder dämlich angesprochen werden, also z.b. DU HIER NICHT PARKEN. Und dann beschwert sich die Polizei in den Medien, dass sie nicht respektiert wird.