14.6.05

Keine Gedichte, bitte

Viele Leute sind arm, manche auch obdachlos (Danke, Herr Hartz, Herr Schröder!). Am besten kann man das in der Berliner U-Bahn erleben. Manche betteln einfach. Manche Obdachlose verkaufen die Motz oder den Strassenfeger. Andere machen Musik. Manche gut, viele schlecht, die es zum Beispiel nicht schaffen, die Saiten ihrer Gitarre einzeln zu bedienen.

Vor einigen Tagen erlebte ich einen Mann mit einer neuen Geschäftsidee: Gedichte. Leider sind sie schlecht. Nach zwei Stationen ist das Grauen zuende.

Heute nachmittag ist der Mann wieder da.

Mit letzter Kraft flüchte ich in einen anderen Wagen, andere Fahrgäste auch.

Nach zwei Stationen ist der Mann auch hier, ich bemerke es nicht rechtzeitig - Flucht ist unmöglich. Ich denke an das Buch, die Serie und den Film "Per Anhalter durch die Galaxis". Er beschreibt eine Rasse von Ausserirdischen, die Vogonen, und warnt:

Die vogonische Dichtkunst gilt als zweitschlechteste im Universum.
Und rät:
Auf gar keinen Fall erlaube man einem Vogonen, daß er einem Gedichte vorliest.

Ich spreche den Mann an:

Keine Gedichte bitte!
Ich kenne sie bereits!
Ich will sie nicht nochmals hören!
Der Mann wird unverschämt:
Wenn Sie sie kennen, dann könnten Sie sie ja aufsagen?
Ich wiederhole mich:
Ich möchte Ihre Gedichte nicht hören!
Danach schweigt der Mann. Der Rest der Fahrt ist ruhig.

4 Kommentare:

  1. Hallo Tilman,

    Du hättest dem Mann Mundhaltegeld anbieten sollen. Damit wäre der Gedichtemann vielleicht auf eine völlig neue Geschäftsidee gekommen.
    Sagen wa ma 20 cts pro Person und Schweigeminute. Unversteuert aber MWSt. eingeschlossen.
    G.

    AntwortenLöschen
  2. Ich verhandle nicht mit Terroristen :-)

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Tilman,

    Du sagst, Irrtum, ich verhandle nicht mit Terroristen.

    Irrtum! Gerade mit denen must Du verhandeln. Mit wem denn sonst, etwa mit denen, die mit Dir gleicher Meinung sind?

    Georg

    AntwortenLöschen
  4. Hier ging es nicht um "anderer Meinung sein". Der Mann bedrohte mein Wohlbefinden mit seinen Gedichten. Solchen Leuten muß man klar die Grenze zeigen, damit er kapiert "so geht's nicht!".

    AntwortenLöschen