18.6.05

Das Recht und sein Preis (Rezension)

Vor Jahren kaufte ich mir Aktien der FORIS AG (Kurs). Die Firma finanziert Prozesse gegen Erfolgsbeteiligung - in Deutschland damals eine Neuheit. Zum Glück hatte ich die Aktien lange nach dem "Hype" gekauft, als ich dachte, der Kurse hätten einen "Boden" gefunden. Leider kam es doch schlimmer. Jahre danach, nämlich vor einigen Wochen, machte ich eine Google Suche nach der Firma und wurde im Handelsblatt auf das Buch "Das Recht und sein Preis" von Lothar Müller-Güldemeister aufmerksam. Der Autor war Mitgründer und bis 2002 Vorstand der FORIS AG, und wurde danach vor die Tür gesetzt.

Das Buch ist sehr unterhaltsam und auch für Nichtjuristen leicht zu verstehen. "Besonders wertvoll" ist das Buch für Aktionäre der FORIS AG, die endlich wissen wollen, was in all den Jahren mit ihrem Geld tatsächlich geschah.

Der Autor erzählt nicht nur über die FORIS AG, sondern auch über eine Prozessfinanzierung in 1977, als er bei einer Bank arbeitete. Die turbulente Geschichte um das damalige Verfahren war dann viele Jahre später der Anstoss für die Gründung der FORIS AG.

Der Hauptteil des Buches besteht dann auch aus der Gründung und dem Management des Unternehmens, in den Aufbruchsjahren am Neuen Markt bis zu den Schreckensjahren später, in denen das Unternehmen dem Ruin nahe kam.

Weniger gefallen dürfte das Buch dem Foris-Vorstand Dr. Christian Rollmann (als Schwätzer und Selbstdarsteller hingestellt) und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Hans Cobet (als Schwächling hingestellt). Zugute halten muß man dem Autor, dass er auch seine eigene Rolle im Nachhinein selbstkritisch durchleuchtet.

Warum nun wurde die FORIS AG nicht die grosse Geldmaschine? Die wichtigsten Erklärungen wären der Doppelstandort Berlin-Bonn, und dass man sich zu spät auf "teure" Prozesse konzentriert hatte. So heisst es auf Seite 293 (Zeit ist April 2002): wären nur Prozesse ab 200.000 Euro Streitwert finanziert, hätte es die gleichen Einkünfte gebracht, aber nur 1/4 der Arbeit. Tja, im Nachhinein ist man immer klüger.

Sollte man nun seine Aktien verkaufen? Für mich schwer zu sagen. Sie sind bereits so sehr gefallen, dass es keine Bedeutung hat, ob sie weiter fallen. Der Autor selbst sinniert über Aktionäre, die ihre Aktien in ihren Depots "gammeln" lassen, anstelle auf der Hauptversammlung ihre Rechte einzufordern.

Soeben habe ich mich ein wenig auf der Homepage der FORIS AG umgesehen, bei den Geschäftsberichten. Ich wollte wissen, ob es überhaupt noch neu finanzierte Prozesse gibt.

Im Geschäftsbericht 2003 heisst es u.a.:

In 14 Fällen wurde ein Vertrag zur Abgabe eines Finanzierungsangebotes durch den Anspruchsinhaber versandt. Diese Fälle umfassten ein Streitwertvolumen von 14.2 Mio. EUR. 9 Verträge mit einem Streitwert von 5.2 Mio. EUR wurden bis zum Jahresende neu abgeschlossen.
Im Geschäftsbericht 2004 heisst es dagegen u.a.:
In der Vergangenheit hat die FORIS AG detailliert über die Anzahl der finanzierten Verfahren, die Streitwerte und Optionsvolumina berichtet. Diese Zahlen allein lassen, wie sich gezeigt hat, keine genaue Prognose hinsichtlich der künftigen Rentabilität zu. Vielmehr ist jeder Fall einer individuellen Betrachtung zu unterziehen, etwa dahingehend, ob in einzelnen Verfahren mit hohen Streitwerten bereits eine Instanz gewonnen worden ist oder der Fall gerade erst in die Finanzierung genommen wurde. Auch die prozentuale Angabe
gewonnener oder verlorener Verfahren enthält für sich allein genommen dann keinen Informationswert, wenn nicht zugleich eine genaue Zuordnung der Streitwerte, der Kosten und der tatsächlich realisierten Erlöse erfolgt. Und selbst diese Veröffentlichung würde noch keine sichere Prognose bezogen auf den vorhandenen Finanzierungsbestand zulassen. Da mit der Bekanntgabe dieser Zahlen daher für den Aktionär keine substantielle Information verbunden ist, sehen wir von der Veröffentlichung dieses Zahlenwerkes ab.
Nach der Lektüre des Buches kann ich nur denken: "Typisch Rollmann!".

Das Buch ist erhältlich beim better solutions Verlag Axel Gierspeck für 24,90 Euro, ich konnte es einfach per mail bestellen.

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