1.11.10

Höllenjob Commerzbank-Kundenberater

Gelesen hatte ich durchaus öfter, dass Banker mit Kundenkontakt unter einem unheimlichen Druck stehen, zu verkaufen. Im Interview damit konfrontiert, versucht ein dafür Verantwortlicher nicht einmal, es ernsthaft zu bestreiten (Quelle):

Welt am Sonntag: Commerzbank-Mitarbeiter beschweren sich, dass es mittlerweile neben dem gewohnten Montagsanschiss auch noch den Freitagsanschiss des Vorgesetzten gibt, weil mal wieder nicht genug verkauft wurde.
Kassow: Ich kenne dieses Thema. Aber wir haben die Kontrolle eher reduziert als ausgeweitet.
Welt am Sonntag: Sie haben die Zahl der garantierten Anschisse auf zwei erhöht.
Kassow: Früher hatte jeder Berater montags sein Gespräch mit dem Filialleiter. Es wurde geschaut, was in der Vorwoche verkauft wurde, und es wurden die Ziele für die anstehende Woche festgelegt. Seit diesem Jahr wird bereits freitags die Woche analysiert. Montags ruft der Filialleiter nur noch mal die Mannschaft zu einer kurzen Besprechung zusammen, um beispielsweise zu schauen, welche Termine anstehen.
Welt am Sonntag: Und an welcher Stelle hat sich der Druck auf jeden einzelnen Angestellten nun reduziert?
Kassow: An den übrigen Tagen der Woche gibt es anders als früher keine Controlling-Gespräche mehr. Die Mitarbeiter sollen sich auf die Beratung konzentrieren. Eine übertriebene Mikrosteuerung bringt ohnehin nichts.
Zu gütig, zu gütig! Ich bekomme direkt Mitleid mit den Commerzbank-Mitarbeitern. Die dürfen also Dienstag, Mittwoch und Donnerstag angstfrei "beraten". Aber am Freitag bekommen sie ihren Anschiss (weil mehr Kunden inzwischen informierter geworden sind), und sollte der eine oder andere sich am Wochenende erholt haben, dann gibt's am Montag eine Auffrischung. Die möglichen Folgen: psychische Krankheiten und/oder Beratung von Kunden die intern unter "LEO" (leicht erreichbare Opfer) oder "A&D" (Alt & Doof) laufen. Solche Hochdruck-Umgebungen führen bei Menschen zu einem Luzifer-Effekt.

Nachtrag 18.3.2012: Es soll sich was ändern. (Welt)

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